BOOK
dieses Medium fasziniert noch immer, auch
im Internetzeitalter. Dem Buch durch
experimentelle Veränderungen neue
inhaltliche und emotionelle Freiräume
geben.
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dieses Medium fasziniert noch immer, auch
im Internetzeitalter. Dem Buch durch
experimentelle Veränderungen neue
inhaltliche und emotionelle Freiräume
geben.
In den achtziger und neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hat ein Wiener Künstler, Erfinder der Mail Art, unermüdlicher Absender von phantastisch beschrifteten und mit Phantasiemarken beklebten Umschlägen, überall in Europa Flaschen mit Bildern, Fotos, Dokumenten, Botschaften vergraben, Flaschenpost für kommende Generationen, damit sie erfahren, wie zu seiner Zeit gelebt, gedacht, geliebt, gehasst wurde — für den Fall, dass es noch kommende Generationen geben sollte. Der Mail-Artist misstraute dem Bild, das Medien und Computer überlies fern würden. Er wollte, dass auch sein ganz persönliches Bild überliefert werde. Er hielt es, wahrscheinlich mit Recht, für objektiver. Aber die Gletscher hat er nicht voraussehen können. Flaschenpost, die Zigtausende von Jahren unter Eis liegt, erfüllt ihren Zweck nicht. So schaufelt Vater Wurm, dem zufällig bei einem Münchner Antiquar die pedantisch genau geführte Vergrabungsliste des Mail-Artisten in die Hände geraten ist, nach und nach wieder ans Licht, was in der Erde ruhte, wenn er auf seinen Fahrten in die Nähe einer Flaschenpost kommt. Neun von dreiundzwanzig hat er schon gefunden und ans Historische Museum in Tunis geschickt.
»Tunis?« sagt Holger. »Als ob die sich für unsern Kram interessieren.«
»Müssen sie», erwidert der Alte ruhig und hackt weiter. »Müssen die überhaupt nicht», sagt Holger.
»Warum schickst du das Zeug nicht nach Rom? Wenn dus schon unbedingt ausbuddeln musst. «
Autodidakt, geboren in Wien. Lebt und arbeitet in München
Ausstellungen und Gruppenausstellungen
Gründung Werkstattpresse Wien,Mail Art Archiv Vienna, BBK München,
GRUBER, Hermann, * 9.5.1938, in Wien; österreichischer Objektkünstler, Autodidakt. Gruber spezialisiert sich auf „Buch-Objekte“: dabei benutzt er Bücher meist älteren Datums als Rohmaterial, das er in einem handwerklich sorgfältigen Prozeß einer gründlichen Metamorphose unterzieht; zwar zerschneidet, zersägt, zereißt Gruber sein Grundmaterial, er entformt es gewissermaße, ohne daß ihm diese Entformung aber Selbstzweck oder Endergebnis wäre. Nicht um die bildnerische Inszinierung einer Philosophie der Zerstörung geht es ihm, sondern im Gegenteil darum, aus dem entformten Material (das selbstverständlich selbst Form impliziert) in einem konstruktiven Schöpfungsakt neue Form oder, treffender, neue Gestalt zu gewinnen (Rainer Wick).
Gruber, von dem sich Objekte u.a. im Riiksmuseum Den Haag, im Kunst- und Gewerbemueseum Basel und im Gutenbergmuseum Mainz befinden ist auch Mitglied der internationalen Mail-Art-Bewegung.